Tag III

Da es heute mit der WLAN-Verbindung am Chromebook nicht klappen will, richte ich mein Handy als Hotspot ein und kann wie gewohnt Fotos bearbeiten, schreiben und die Nachrichten lesen. Später stelle ich fest, dass einmal in der Woche das Passwort geändert wird. Ich besorge mir ein neues und alles ist wie zuvor. Im Gegensatz zu Deutschland hat man in Dänemark fast überall eine 4G-Verbindung. Auf den Campingplätzen ist das WLAN frei und es funktioniert gut. Manchmal, gegen Abend, wird es etwas langsamer. Dann surfen hier alle.

Es lohnt sich nicht, an den Strand zu gehen. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Ich beschließe ins ca. 50km entfernte Holstebro zu fahren. Die Stadt hat mehr als 30.000 Einwohner. Dort werde ich mich umschauen und sehe auch etwas mehr von Midtjylland. Außerdem will ich endlich ein originales Pølser essen. Das gehört zu Dänemark, wie Fish & Chips zu England. Etwas warmes Essen wäre sowieso eine gute Idee. Ich mache mich langsam auf den Weg. Auf der Rückfahrt will ich gleich an den Dünen parken, weil am Nachmittag das Wetter für ein paar Stunden gut sein soll. Jetzt bewährt sich endlich, dass ich so viele Rucksäcke habe. Ich packe einen für die Stadt, einen für den Strand und einen für das Duschen hinterher. 🙂

Ich fahre zuerst einen Umweg durch Ringkøbing. Dort schaue ich nach Einkaufsmöglichkeiten, finde einiges und merke das schon mal vor. Dann geht es weiter Richtung Holstebro. Mit 80 Stundenkilometern zuckele ich durch endlose Landstraßen. Viel ist nicht los. Ich komme durch einige Dörfer und Kleinstädte. In einem Dorf mit dem wohlklingenden Namen Ulfborg sehe ich die Grillhytte, einen sehr dänischen Imbiss. Den merke ich mir auch schon mal, für die Rückfahrt, vor.

Nach ca. 45 Minuten komme ich in Holstebro an. Ich fahre einfach der Nase nach und finde einen Parkplatz vor einem Netto-Markt auf dem ich zwei Stunden parken kann. Vom Parkplatz mache ich mich auf den Weg, gehe durch eine Seitenstraße und befinde mich mitten in der Einkaufsstraße von Holstebro. Was für ein Zufall! Ich stehe auf einem Platz genau gegenüber einer kleinen Pølserbude. Dahinter ein sehr kunstvoll gestalteter Springbrunnen.

Holstebro ist bekannt für viele dieser Plastiken, die im ganzen Stadtgebiet verteilt sein sollen. Auf den Bänken sitzen einige Menschen und auch in der Einkaufsstraße ist viel los. Die Frau am Stand erkennt mich natürlich gleich als Deutschen und fragt: “Was willst du für eine Wurst?”. 😀 Ich will natürlich das rote Original mit Senf, Remoulade, Ketchup, Gurken und Röstzwiebeln.

Das Pølser ist superlecker, aber ich habe kaum aufgegessen da bricht auch schon ein Gewitter los. Vom Sportgeschäft gegenüber fliegt die gesamte Auslage, Trinkbecher und Plastikgeschirr, über den Platz. Alle, auch ich, helfen den Verkäufern die Ware einzusammeln. Dabei wird viel gelacht. Auch die Pølserbude schließt die Pforten. Die Menschen drücken sich in die Geschäfte oder unter die Markisen. Kaum jemand ist verärgert. Alle bleiben locker und lachen viel. 

Später ist alles wie leergefegt. Schade, ich hätte gern einen langsamen Bummel durch die Stadt gemacht, aber meine Kleidung ist nass und das Trocknen in diesen Tagen ein Problem. Trotzdem spaziere ich noch ein wenig herum und schaue in die Schaufenster. Dann gehe ich in den Netto. Finde noch einige spezielle Lebensmittel und gehe zum Auto zurück. Die Parkzeit ist fast vorbei. Ich versetze das Auto und stelle die Parkscheibe neu ein. Ich bleibe im Auto sitzen und überlege erstmal, ob ich bleiben soll. Vielleicht wird das Wetter besser. Andererseits dauert es auch noch eine Stunde bis ich am Strand sein kann und dann soll die Sonne scheinen. Ich bemerke einen Mann in Uniform, der einige Autos mit dem Handy fotografiert. Das kenne ich doch vom Airbus-Werksgelände. 🙂 Der Mann kommt auch zu Heini. Ich spreche ihn gleich an. Er antwortet auf englisch. Er sagt zu mir, dass zwei Stunden eben zwei Stunden sind und ich nicht einfach mein Auto umsetzen dürfe. Ich erkläre ihm, dass ich in den nächsten Minuten fahren wollte und hier nur noch stände, um etwas zu chillen. Er sagt, dass wäre so in Ordnung. Ich mache mich dann aber auch schnell auf den Weg zurück.

Das Wetter wird immer besser, aber es wird auch wieder heiß. In Ulfborg halte ich, wie geplant an der Grillhytte. Auch hier möchte ich möglichst etwas dänisches haben. Ich bestelle eine Portion Pommes mit Currywurst. Mal sehen, ob die anders ist, als bei uns. Sie ist anders! Die Pommes sind soweit okay. Die Wurst besteht aus kleingeschnittenen und frittierten Pølsern. Das ganze wird mit viel Curry-Ketchup und rohen Zwiebeln serviert.

An sich eine tolle Idee, aber nach kurzer Zeit sind die Pommes durchgeweicht und schmecken nicht mehr. Frittierte Pølser muss man nicht haben und der Ketchup schmeckte mir zu sehr nach Kreuzkümmel, ein Gewürz, dass ich nur in Messerspitzen ertragen kann. Rohe Zwiebeln fand ich dazu okay. 🙂 Ich habe nicht mal die Hälfte davon essen können und das ist auch gut so!

Es geht weiter und es wird immer heißer. Dann vor mir ein sehr alter Diesel, der schwarzen Rauch von sich gibt. Das geht über Kilometer so weiter. Es stinkt ganz erbärmlich, fast so, als hätte er Fischöl getankt. Irgendwann biegt er langsam in eine Straße Richtung Ringkøbing-Hafen ab. Zwei Katzen, die eben noch in der Nachmittagssonne vor sich hingedöst haben, nehmen schnurstracks die Verfolgung auf. Klar, der muss mit Fischöl fahren! 🙂

Schließlich komme ich dann wieder an. Ich gehe gleich zum Strand. Es geht über zwei Dünen. Das Wetter ist toll, etwas Wind, der gut tut. Ich mache ein paar Fotos und gehe zum Wasser. Quallen kann ich nicht ausmachen. Ich stürze mich gleich rein. Das Wasser ist super. Es kühlt mich richtig ab und das genau habe ich gerade gebraucht. Leider schwimmen auch wieder drei oder vier kleine blaue Nesselquallen um mich herum. Ich verlasse das Wasser schleunigst. Das war rechtzeitig! Später kommt eine sechsköpfige Familie und setzt sich neben mich. Die Männer gehen ans Wasser, schauen und zeigen ab und zu in die Wellen. Ich stelle mich dazu. Der Mann in meinem Alter spricht etwas deutsch. Ich erzähle ihm von meinem gestrigen Erlebnis und er übersetzt für die anderen. Seine Frau gesellt sich dazu und gibt mir Tipps, wie man am besten mit Quallenverbrennungen umgeht. Sie sagt auch, dass das hier nur so wäre, wenn der Wind von Südwesten kommt. Dann sind viele kleine Nesselquallen im Wasser. Sonst nicht.

Blaue Nesselqualle und Kompassqualle

Ich sitze am Wasser und schaue einfach auf das Meer. Viel ist sonst nicht los. Manchmal kommen vereinzelt Leute vorbei, aber dieser Strand ist sehr leer. Die Familie neben mir ist recht witzig unterwegs. Den kleinsten buddeln sie ein. Er kann sich selbst nicht mehr befreien. Sie setzen ihm lustige Hüte auf den Kopf und machen Fotos. Opa setzt einen Fußball auf seinen Kopf und beginnt Anlauf zu nehmen, um zu demonstrieren, wie ein richtiger Elfmeter geschossen wird. Sofort beginnt Oma zu protestieren. Der Kleine weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Alle lachen und scheinen sich die ganze Zeit gegenseitig auf die Schippe zu nehmen.

Dann kommt auch mein Campingplatz-Nachbar mit Frau und beiden Hunden vorbei. “Wie lange bleibst du denn noch?”, fragt er sofort. “Bis Donnerstag, ich will weiter in den Norden.”. “Du weißt aber schon, dass du eine Einreisegenehmigung beantragen musst? Sonst darfst du nicht mehr zurück!”. So ganz Unrecht hat er ja nicht. Tatsächlich ist Dänemark zurzeit Risikogebiet. Man beantragt einfach online einen Einreiseantrag, bekommt eine Bestätigung und diese zeigt man bei einer Grenzkontrolle vor. Vor der Abreise kann ich auch noch einen Schnelltest vor Ort machen. Dann dürfte es keine Probleme geben. Als “Durchgeimpfter” müsste ich nur bei einem positiven Test 10 Tage in Quarantäne. Damit rechne ich jetzt nicht.

Die Nachbarn gehen weiter, ich stürze mich wieder ins Meer. Schwimme ein wenig und verlasse das Wasser, als ich mehr als drei Quallen ausmachen kann. Nachdem der Wind mich halbwegs getrocknet hat, mache ich mich langsam auf den Weg zurück. Als ich später das Zelt erreiche, beginnt es wieder zu regnen.

Es wäre müßig sich allzu viel Gedanken, um die Einreiseformalitäten zu machen. Ich bin jetzt im Urlaub, umgeben von meist fröhlichen Menschen und habe das Meer immer in der Nähe. 🙂

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